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Lamarckismus: Der Lamarckismus ist eine frühe Evolutionstheorie, die von Jean-Baptiste Lamarck im Jahr 1809 vorgeschlagen wurde. Sie beruht auf der Idee, dass erworbene Merkmale an die Nachkommen vererbt werden können. Lamarck glaubte zum Beispiel, dass eine Giraffe, die ihren Hals streckt, um Blätter auf hohen Ästen zu erreichen, ihre Nachkommen mit längeren Hälsen zur Welt bringen würde. Siehe auch Evolution, Darwinismus, Adaption.

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Anmerkung: Die obigen Begriffscharakterisierungen verstehen sich weder als Definitionen noch als erschöpfende Problemdarstellungen. Sie sollen lediglich den Zugang zu den unten angefügten Quellen erleichtern. - Lexikon der Argumente.

 
Autor Begriff Zusammenfassung/Zitate Quellen

J.-B. de Lamarck über Lamarckismus – Lexikon der Argumente

Gould I 78 ff
Lamarckismus/Lamarck/Gould: Es gibt sozialwissenschaftliche Thesen aus der jüngsten Zeit, die versuchen sich in den darwinistischen Bezugsrahmen zu pressen. Wenn etwa von einer "erblichen" Belastung durch Armut, Alkohol, oder Kriminalität gesprochen wird, dann meint man gewöhnlich, dass die Sünden der Väter durch direkte Vererbung weit über die dritte Generation hinaus sich auswirken. Das entspricht eher Lamarck als Darwin.
I 81
DarwinVsLamarck/Gould: Darwins Theorie der Selektion ist komplexer als der Lamarckismus, da sie statt einer Kraft zwei voneinander unabhängige Prozesse voraussetzt.
>Darwinismus
, >Selektion, >Evolution.
Wenn die Temperaturen fallen und ein dichteres Fell zu Überleben nützlich wäre, beginnt die genetische Variation in Richtung auf eine dichtere Behaarung nicht erst mit erhöhter Frequenz. Die Selektion, also der zweite Schritt, setzt bei einer ungerichteten Variation an und verändert eine Population, indem sie den begünstigten Varianten einen größeren Fortpflanzungserfolg verschafft.
Der wesentliche Unterschied zwischen dem Darwinismus und dem Lamarckismus liegt also darin, dass der Lamarckismus im Grunde eine Theorie der gerichteten Variation ist.
I 83
Lamarckismus/Koestler/Gould: Der Lamarckismus lebt zumindest in weit verbreiteten Phantasien weiter. Vor allem von Koestler wird er nachdrücklich verteidigt: "The Case of the Midwife Toad" hier unternimmt er eine Ehrenrettung des österreichischen Anhängers von Lamarck, Paul Kammerer.(1)
I 84
Gould: Ich glaube, der Lamarckismus bleibt aus zwei Gründen attraktiv: Bei oberflächlicher Betrachtung scheinen sie oft bestätigt:
Bsp Verschiedene Meisenarten lernten ihre Schnäbel in englische Milchflaschen zu stecken und den Rahm am oberen Deckelrand zu trinken. Damit haben sie einen neuen Selektionsdruck geschaffen, indem sie ihre Umwelt verändert haben. Anders geformte Schnäbel werden jetzt durch die natürliche Selektion begünstigt, aber die neue Umwelt veranlasst die Meisen nicht, eine genetische Variation in Richtung auf günstigere Schnabelform hervorzubringen. Eben dies und nur dies wäre lamarckistisch.
I 86
Lamarckismus/GouldVsLamarck: Der Lamarckismus ist unwahr gerade auf dem Gebiet, das er stets als seine spezielle Domäne okkupiert hielt, als biologische Theorie der Vererbung.
Dennoch vermag er (wenn auch nur per Analogie) für die "Vererbung" in einer ganz anderen Art von "Evolution" gelten - in der der menschlichen Kultur.
>Kultur, >Vererbung.


1. A. Koestler (1972). Der Krötenküsser. Wien, München: Molden.

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Zeichenerklärung: Römische Ziffern geben die Quelle an, arabische Ziffern die Seitenzahl. Die entsprechenden Titel sind rechts unter Metadaten angegeben. ((s)…): Kommentar des Einsenders. Übersetzungen: Lexikon der Argumente
Der Hinweis [Begriff/Autor], [Autor1]Vs[Autor2] bzw. [Autor]Vs[Begriff] bzw. "Problem:"/"Lösung", "alt:"/"neu:" und "These:" ist eine Hinzufügung des Lexikons der Argumente.

Lamarck I
J.-B. Lamarck
Zoological Philosophy New York 1963

Gould I
Stephen Jay Gould
Der Daumen des Panda Frankfurt 2009

Gould II
Stephen Jay Gould
Wie das Zebra zu seinen Streifen kommt Frankfurt 1991

Gould III
Stephen Jay Gould
Illusion Fortschritt Frankfurt 2004

Gould IV
Stephen Jay Gould
Das Lächeln des Flamingos Basel 1989

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